Der Übersetzeralltag hält immer wieder Highlights bereit. „Normale“ Übersetzer finden ihre Arbeit vielleicht auf einer Webseite wieder (ein flüchtiges Vergnügen, da der Text bald verändert sein wird) oder lesen zufrieden eine selbst formulierte Gebrauchsanweisung oder freuen sich, dass ihr Kunde auch dank ihrer Übersetzung seinen Prozess gewonnen hat.
Literaturübersetzer sind beglückt, wenn sie den eigenen Namen auf dem Buchrücken lesen und wissen, dass jedes Wort in diesem Buch durch die eigenen Finger geflossen ist. Sie gehen meist auch großzügig mit ihren Belegexemplaren um, denn mit jedem dieser Bücher werden zahllose Stunden Arbeit im stillen Kämmerlein sichtbar. Aber dann gibt es für unsere Zunft noch kleine Extrasternstunden, wie die folgenden:
Mit diesem prächtigen Blumenstrauß stand an einem grauen Wintermorgen plötzlich eine dankbare Kundin vor der Tür. Dank meiner bewährten Zusammenarbeit mit Topkollegen hatte sie ihr Ziel erreicht und wollte mich an ihrer Freude teilhaben lassen. Eine gelungene Überraschung!
Damit meine Kollegen sich mitfreuen konnten, habe ich den Strauß gleich fotografiert und umgehend virtuell weiterverschenkt.
Die Schmetterlinge kamen von einer anderen Dame, der ich verschiedene Dokumente übersetzt hatte. Vermutlich hat sie mir meine Vorliebe für Schokolade (allen Diätbüchern zum Trotz) angesehen. Oder sie hatte angesichts ihrer Pläne selbst gerade „butterflies in the stomach“? Ich frage da nicht so genau, sondern freue mich einfach.
Diese selbst gekochte Marmelade war ein Dankeschön für ein Schülercoaching im Bereich gesunder Ernährung. Als dreifache Mutter weiß ich, wie wertvoll es für Schüler ist, wenn sie externe Unterstützung erfahren. Und was ich in dieser Hinsicht beisteuern kann, ob Beratung oder Praktikum, leiste ich innerhalb meiner zeitlichen Grenzen gern. Nicht ständig, aber immer wieder mal. Übrigens habe ich für dieses Coaching gleich mal meine Bibliothek um sechs Bücher erweitert, einen Vortrag besucht und in meinem Fachgebiet jede Menge dazugelernt. Toller Anlass für eine Turbofortbildung!
Ich erledige meine Arbeit ohne solche Nettigkeiten genauso akribisch und genauso engagiert, keine Frage. Aber gerade Übersetzern, deren Arbeit als umso besser gilt, je unsichtbarer wir arbeiten, tut es gut, wenn neben der Anerkennung durch das Honorar auch mal ein Dankeschön kommt (über eine nette Mail freue ich mich auch, aber die wird wegen sturer Auslegung der Schweigepflicht garantiert nicht veröffentlicht!).
Zum gerechten Ausgleich danke ich an dieser Stelle all meinen sichtbaren Kunden (den Lektoren und Verlagen, die mir Buchübersetzungen anvertrauen) und ganz besonders auch den unsichtbaren Kunden, die mir vielfach über Jahre die Treue halten. Dank Ihres Vertrauens kann ich nach Herzenslust formulieren und mich in die Suche nach dem optimalen Ausdruck für eine Passage verbeißen! Herzlichen Dank dafür!