Weil es aus der Ferne so schwer ist, sich ein Bild über die Hintergründe der Proteste in der Türkei im Sommer 2013 zu machen, wurde als Brücke zum Gezi-Park ein entsprechendes Blog ins Leben gerufen.
Bei Translate for justice handelt es sich um eine unabhängige Übersetzerplattform, die vornehmlich Presseerklärungen und Stellungnahmen bekannter Persönlichkeiten in mittlerweile 15 Sprachen überträgt – wobei auch Kommentare und Analysen aus anderen Sprachen ins Türkische übersetzt werden. Die Quelltexte sind bei jeder Übersetzung angegeben; falls sie online zur Verfügung stehen, auch mit Link.
Eine der Presseerklärungen stammt beispielsweise von der Türkischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und ist hier auf Deutsch zu finden. Diese und andere Stellungnahmen spiegeln ein tiefes Unbehagen der entsprechenden Verfasser an der aktuellen politischen Linie der türkischen Regierung und dem harten Vorgehen der Behörden gegen die Demonstranten in Istanbul.
Initiiert wurde das Übersetzungsprojekt von Dozenten und Studenten aus dem Fachbereich für Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Universität Mainz in Germersheim um die Professorin Dilek Dizdar, die dort unter anderem am Forschungsschwerpunkt „Translation und Recht“ arbeitet und die Frage des Rechts auf Übersetzung untersucht.
Aus Furcht vor Repressalien haben die beteiligten Übersetzer um Anonymität gebeten. Denn wie ich schon im April berichtete, als es um die Situation der Bundeswehr-Dolmetscher in Afghanistan ging: Übersetzer leben gefährlich.