Bücher übersetzen – Teil 3

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Neben dem unerlässlichen Rechtschreibduden – am besten in die Textverarbeitung integriert – legen Verlage mitunter Wert auf die Einhaltung eigener Regeln, die sie ihren Übersetzern zur Verfügung stellen.

Teil 3: Was zur Hand sein sollte

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, mit jedem neuen Auftrag mindestens ein neues Nachschlagewerk anzuschaffen. Bei mir haben sich über die Jahre zahllose Bücher angesammelt – zum Glück weiß ich, was sich in den hinteren Reihen meiner Bücherregale für Schätze verbergen (gibt es Literaturübersetzer, deren Bücherregale nicht zweireihig bis zum Platzen gefüllt sind?).

Hilfsmittel für deutschsprachige Literaturübersetzer
Hilfsmittel für deutschsprachige Literaturübersetzer

Immer griffbereit stehen verschiedene Duden wie Stilwörterbuch, Fremdwörterbuch und Richtiges und gutes Deutsch. Vieles davon ist inzwischen auch als Download verfügbar. Hinzu kommen Synonymwörterbücher, Werke zu Sprichwörter und Zitaten und ­– als echtes kleines Schätzchen – das Reimwörterbuch von Willy Steputat.

Es ist erstaunlich, wie oft ich plötzlich nach einem passenden Reim fahnde, ob für Zaubersprüche (Fantasy) oder für eine peppige Überschrift oder einen Merksatz im Sachbuch. Online gibt es so etwas natürlich auch, zum Beispiel in der Lyrikecke, einem sehr kollegialen Forum für Freizeitlyriker.

Reimwörterbuch von Willy Steputat bei Reclam

Reimwörterbuch von Willy Steputat bei Reclam

Tipp 7 für angehende Literaturübersetzer:

Sei ein Jäger und Sammler für Nachschlagewerke aller Art.

Gibt es das nicht alles auch online?

Vieles schon. Man muss es nur finden. Und für mich geht nichts über diverse Lexika, die passend zum Auftrag aufgeschlagen herumliegen. Meine Favoritenleiste enthält aber zusätzlich etliche randvolle Ordner mit Links zu meinen Hauptthemen.

Immer wieder stößt man im fremdsprachigen Text auf Zitate – ich habe schon Stunden mit der Jagd nach Originalzitaten von Freud, C.G. Jung, Beethoven und anderen verbracht. Dabei ist erstaunlich, wie viele im Internet kursierende Zitate falsch sind; oft sogar falschen Autoren zugeschrieben werden. So etwas wird mit einer Anmerkung fürs Lektorat berichtigt.

Für die Suche nach Originalzitaten deutscher Autoren, die mindestens 70 Jahre tot sind (= Ablauf des deutschen Urheberrechts), lohnt sich vielfach das Stöbern in Projekt Gutenberg.

Jüngere deutsche Bücher oder Übersetzungen (samt den Übersetzernamen) findet man beispielsweise in der Deutschen Nationalbibliothek.

Bei wissenschaftlichen Büchern und Artikeln ist WorldCat empfehlenswert. Ich finde besonders die erweiterte Suche hilfreich.

Tipp 8 für angehende Literaturübersetzer:

Das Internet ist nur dann dein bester Freund, wenn du damit auf die Originalquelle stößt.

Vernetzen mit Kollegen – und noch mehr Ressourcen

Zum Glück musst du nicht alles selber wissen und können. Vernetze dich mit Menschen, die Bücher lieben und selbst übersetzen und schreiben. Oder die von dem Thema etwas verstehen, das du übersetzt.

Als ich 1991 mit dem Literaturübersetzen anfing, hatte ich für meine Fantasy-Romane immerhin eine aktive Spielerrunde als Rückversicherung und zusätzlich die Literatenrunde Karlsruhe e.V., in der wir in der Gruppe an eigenen Texten feilten.

Unschätzbare Hilfe leisten die Kolleginnen und Kollegen aus der Mailingliste u-litfor von Alexander von Obert: U-litfor ist eine moderierte, rein ehrenamtlich betriebene Liste, in der einem immer jemand zur Seite steht – weil jeder weiß, dass er selbst vielleicht als Nächster mit einer kniffligen Frage oder der Suche nach einem Originalzitat dastehen könnte.

Aus dieser Liste heraus entstand ein Übersetzerportal für literarische Übersetzer, in dem längere Threads von allgemeinem Interesse aufbereitet und zusammengefasst wurden. Vielleicht ist nicht mehr alles topaktuell – das heißt aber nur, dass hier ein Betätigungsfeld wartet. Schließlich ist das Ding ein wiki!

Es gibt auch eine allgemeine Seite für Übersetzer (mit vielen Tipps zu Wörterbüchern und Glossaren und sonstigen Recherchethemen).

Auf dem Portal XING gibt es die Gruppe Literaturübersetzer, in der man Kollegen zum Austausch finden kann oder aktuelle Termine erfährt. Vielleicht wohnt jemand ganz in deiner Nähe?

Und natürlich ist der Berufsverband der deutschsprachigen Literaturübersetzer, VdÜ, eine ausgezeichnete Anlaufstelle für alle Fragen, Seminare und Kontakte. Über die Mentoringprogramme des VdÜ ist schon so mancher begabte Übersetzer an die passenden „Connections“ gekommen. Auch andere Berufsverbände bieten Mentoring an – nachfragen lohnt sich.

Tipp 9 für angehende Literaturübersetzer:

Austausch mit Kollegen suchen.

Auf die Besonderheiten von Fantasy-Übersetzungen werde ich in einem separaten Post eingehen. Auch Fortbildungen für literarische Übersetzer werden separat behandelt.

Waren diese Tipps hilfreich? Habt ihr eigene Geheimtipps? Alles Posts der Serie findet ihr mit dem Stichwort „Bücher übersetzen“ (oder unten die Kategorie anklicken). Ich freue mich auf Ergänzungen, die wegen des starken Spamaufkommens allerdings zeitverzögert erscheinen.

Der Autor

Ein Blog von Imke Brodersen über Bücher, Autoren und den Alltag einer Literaturübersetzerin. A German literary translator's blog on books, authors, and translating in general. By Imke Brodersen.

2 Kommentare

  1. Andrea Wurth sagt

    Hallo Imke,

    vielen Dank für die sehr interessanten Tipps zum komplexen Thema „Literaturübersetzen“. Ich bin „allgemeine“ Übesetzerin (also eben nicht im Literaturbetrieb), mache aber „nebenher“ einen Fernkurs zur Literaturübersetzerin. Außerdem besuche ich regelmäßig eine „Übersetzerwerkstatt“, an der sehr namhafte Literaturübersetzer teilnehmen. Dort scheitere ich jedoch regelmäßig an deren (vermeintlichen) Arroganz und habe oft das Gefühl, die möchten ihr Wissen für sich behalten…
    Grundsätzlich finde ich einfach den ersten Schritt sehr schwierig, nämlich, wie spreche ich Verlage, Lektoren usw. an, wie hebe ich mich aus der Masse derjenigen heraus, die auch Literatur übersetzen möchten?
    Daher vielen Dank für Ihren Blog – ich werde ihn sicherlich weiterverfolgen.
    Viele Grüße
    Andrea Wurth

    • Liebe Andrea,

      Literaturübersetzer haben sich ihre Branchenkenntnisse ebenso mühsam erarbeitet wie jeder andere spezialisierte Übersetzer. Ich habe bisher zum Glück kaum einmal arrogante Kollegen erlebt, sondern in der Regel große Hilfsbereitschaft bei allen Sachfragen.

      Zum ersten Schritt empfehle ich dir meinen ersten Post aus dieser Reihe:
      https://german-book-translator.de/index.php/ich-ubersetze-bucher-teil-1/

      Als „allgemeine Übersetzerin“ oder auch privat wirst du bereits bestimmte Spezialkenntnisse oder Interessen mitbringen (am besten Dinge, die nicht jeder kann oder weiß). Damit kannst du als Expertin an Verlage herantreten, die derartige Bücher herausbringen.

      Und natürlich freue ich mich, wenn du hier weiter mitliest, denn die Reihe wird fortgesetzt.

      Viel Glück
      Imke

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