Bereits zum 22. Mal zeichnete bild der wissenschaft am 17. November 2014 die sechs Wissensbücher des Jahres aus, die per definitionem „Themen aus Wissenschaft und Forschung besonders kompetent, verständlich und unterhaltsam“ vermitteln.
Fünf dieser Bücher wurden übersetzt, und zwar aus drei Sprachen (Englisch, Französisch und Niederländisch) ins Deutsche. Da das Kriterium „verständlich und unterhaltsam“ ganz offenkundig nicht nur der Vorlage, sondern maßgeblich auch den sechs Übersetzerinnen und dem einem Übersetzer zu verdanken ist, nehme ich mir die Freiheit, ihre Nennung an dieser Stelle ergänzen.
Das Kriterium „verständlich und unterhaltsam“ ist maßgeblich auch den sechs Übersetzerinnen und einem Übersetzer zu verdanken.
Sechs Bücher, vier Sprachen und sieben Sprachprofis
Kategorie Überblick
„Karten!“ von Simon Garfield ist ein „Buch über Entdecker, geniale Kartographen und Berge, die es nie gab“. Erschienen ist es bei Theiss, und der Übersetzer ist – unbekannt? Hat der Autor inzwischen Deutsch gelernt? Simon Garfields vorherige Bücher wurden übersetzt: Marion Hertle übertrug „Just my Type: ein Buch über Schriften“ für Ullstein ins Deutsche, und „Lila: Wie eine Farbe die Welt veränderte“ hat Hainer Kober für Siedler übersetzt.
Ein kurzer Anruf beim Verlag klärt mich auf: Die Übersetzung aus dem Englischen erfolgte durch Katja Hald und Karin Schuler. Danke sehr! Nun darf Simon Garfield seine Bücher getrost weiterhin auf Englisch verfassen.
Kategorie Zündstoff
Bei Kiepenheuer & Witsch erschien: „Die Pharma-Lüge. Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen.“ Der Autor ist Dr. Ben Goldacre, ein britischer Arzt und Medizinjournalist. Die Übersetzung aus dem Englischen übernahmen Anne Emmert und Karin Miedler. Hut ab vor dem Sachverstand meiner medizinisch beschlagenen Literaturübersetzer-Kolleginnen. Das Buch steht ohnehin schon auf meiner Wunschliste (No, I don’t have too many books!).
Kategorie Überraschung
Besonders originell fand die Jury „Anatomien. Kulturgeschichten vom menschlichen Körper“ von Hugh Aldersey-Williams (noch ein Brite!), erschienen bei Hanser. Übersetzt wurde es von Christophe Fricker, und der Verlag meldet das netterweise gleich in der Kurzfassung für die Suchergebnisse.
Kategorie Ästhetik
Am allerschönsten fand die Jury „Das Herbarium der Entdecker. Humboldt, Darwin und Co“ von der französischen Historikerin Florence Thinard, ein echtes Kleinod, das schon 2013 beim Schweizer Haupt-Verlag erschien. Die Übersetzerin musste ich mit dreimaliger Vergrößerung der Vorschau bei amazon dem Impressum entlocken: Christa Trautner-Suder sorgte mit viel Akribie dafür, dass das deutsche Publikum nicht nur ein Bilderbuch bekommt, sondern auch einen deutschen Text lesen darf.
Kategorie Perspektive
„Evolution oder das Rätsel von allem, das lebt“ von Jan Paul Schutten (Autor) und Floor Rieder (Illustratorin) ist bei Gerstenberg erschienen. Viele Rezensionen loben die sprachliche Gestaltung – die verdankt das Buch der Übersetzerin Verena Kiefer, ohne die wir alle Niederländisch lernen müssten.
Kategorie Unterhaltung
„Zero – Sie wissen, was du tust“ (Blanvalet) von dem deutschen Autoren Marc Elsberg wurde nicht ins Deutsche übersetzt, nur aus dem Deutschen in andere Sprachen übertragen. Ebenfalls auf meiner Wunschliste, weil mich Thema, Autor und Genre gleichermaßen interessieren. Es ist eine echte Kunst, wissenschaftliche Fakten in spannende Unterhaltung zu verpacken. Auf seiner Autorenseite liefert Elsberg weiteres Hintergrundwissen und nützliche Links zum Thema.
Je unsichtbarer der Übersetzer, desto glücklicher der Leser.
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an die oben genannten, ausgezeichneten SprachkünstlerInnen, deren Würdigung mal wieder vergessen wurde. Unser Trost ist, dass dies gerade bei gelungenen Übersetzungen häufig passiert: Je unsichtbarer der Übersetzer, desto glücklicher der Leser.