Bücher übersetzen – Teil 9

Immer wieder berichten mir Kollegen im Literaturbetrieb, dass man ihnen zwar wunderbare Projekte anbietet, aber zu unterirdischen Honoraren. Als „unterirdisch“ bezeichnen wir hier alle Honorare oder Beteiligungsmodelle, bei denen man bei konzentrierter Arbeit ohne Herumtrödeln in der produktiven Arbeitszeit keinen auskömmlichen Stundensatz erzielen kann.

Zur realistischen Arbeitszeitberechnung verweise ich auf Teil 7 dieser Reihe, Ein faires Honorar für Literaturübersetzungen; zur grundsätzlichen Kalkulation auf Teil 6, Finanzplanung. Über die aktuelle Honorarsituation informiert die im Frühjahr veröffentlichte Honorarumfrage des VdÜ von 2015 (PDF).

Teil 9: Honorarfallen für Kreative

Kreative wie Übersetzer, Texter oder Grafiker tappen sehenden Auges immer wieder in bestimmte Fallen, und die sehen wir uns heute näher an. Weiterlesen

Identitätsdiebstahl bei Übersetzern

Freiberufliche Übersetzer werben für ihre Dienstleistungen nicht nur auf eigenen Blogs oder Webseiten, sondern auch auf Plattformen wie traduguide, Proz, Translator’s Cafe und anderen. Leider werden die dort eingestellten Daten mitunter für kriminelle Zwecke missbraucht.

Dieses Wochenende informierte mich der Berufsverband der freien Übersetzer und Dolmetscher, DVÜD, über Aktivitäten einer russischen Übersetzerbörse, die mit über 43.000 Übersetzern warb – ohne deren Wissen und über einen Hack oder Crawler von der eigentlich seriösen Plattform Proz gestohlen (wo die entsprechende Diskussion nachzulesen ist). Nach entsprechenden Maßnahmen ist die Börse mit den gestohlenen Daten nicht mehr erreichbar. Wenn jemand so viel Aufwand betreibt, wird sie jedoch vermutlich bald unter neuer Adresse irgendwo auftauchen.

Identitätsdiebstahl, Masche 1: Gestohlene Identität auf Online-Portal

Geschäftsmodell: Der Betreiber des betrügerischen Portals wirbt mit realen Personen, die angeblich für ihn übersetzen, einschließlich deren realen Spezialisierungen, frei erfundenen (im obigen Fall absurd niedrigen) Honoraren und ebenso frei erfundenen Lobeshymnen nicht existenter Kunden für niemals abgewickelte Aufträge.

Der Kunde reicht seinen Text zur Übersetzung durch den von ihm gewählten Übersetzer ein, bekommt (vielleicht) einen Text in der Zielsprache zurück und bezahlt diesen. Allerdings wurde der Zieltext nicht von der Person übersetzt, die der Kunde gewählt hat – die weiß nämlich weder von ihrem Profil in der Datenbank noch von dem Auftrag, hat den Text nie gesehen und erhält natürlich auch kein Geld dafür. Denkbar wäre aber auch, dass der Text nie geliefert wird und der Kontakt stattdessen für andere Zwecke genutzt wird, zum Beispiel zum Abgreifen der Kundendaten (einschließlich Bankverbindung) oder vertraulicher Texte.

Gegenmaßnahmen für Auftraggeber von Übersetzungen: Wenn Sie auf gleichbleibende Qualität Ihrer Texte Wert legen, vergeben Sie Übersetzungen am besten direkt und mit persönlichem Kontakt an den gewünschten Übersetzer (siehe Checkliste am Ende dieses Artikels: Wie finde ich den richtigen Übersetzer?). Weiterlesen