Geschäftsmodell: Bücher übersetzen?!

Am 23. Juni 2016 spreche ich beim Gründerstammtisch Germersheim über das Thema „Bücher übersetzen – davon kann man ja sowieso nicht leben!?“ Ich freue mich auf diese Veranstaltung, weil ich genau diesen Spruch einst in Germersheim zu hören bekam, wo in den 1980er Jahren noch die Vollzeitstelle als Übersetzer für Wirtschaft, Politik oder EU das eigentliche Berufsziel war. Dass ich zusammen mit anderen Studenten in einem Projekt ohne Schein bei einer engagierten Dozentin einen Kurzkrimi übersetzte, war da schon relativ exotisch. Heute weiß ich, was Signe Rüttgers in diesem Seminar mit viel Herzblut geleistet hat!

Ich träumte trotz dieser abschreckenden Sätze (von wem auch immer ich die zu Beginn meines Studiums vernahm) von der Selbstständigkeit als Literaturübersetzerin. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was dazu gehört! Ziemlich blauäugig und ohne jede Rückendeckung bin ich dann Schritt für Schritt in diese Richtung gegangen, und bin dabei auch hin und wieder kräftig auf die Nase gefallen. Heute weiß ich: Scheitern – und wieder aufstehen – gehört bei Selbstständigen dazu.

Darum freue ich mich auf das Gespräch mit denen, die sich für diese Nische interessieren, und werde an dieser Stelle gern davon berichten. Denn (wie meine Deutschlehrerin mir einst mitgab) gute Leute werden immer gesucht. Danke, Cristina Boi-Roggenbuck, für die Einladung!

Identitätsdiebstahl bei Übersetzern

Freiberufliche Übersetzer werben für ihre Dienstleistungen nicht nur auf eigenen Blogs oder Webseiten, sondern auch auf Plattformen wie traduguide, Proz, Translator’s Cafe und anderen. Leider werden die dort eingestellten Daten mitunter für kriminelle Zwecke missbraucht.

Dieses Wochenende informierte mich der Berufsverband der freien Übersetzer und Dolmetscher, DVÜD, über Aktivitäten einer russischen Übersetzerbörse, die mit über 43.000 Übersetzern warb – ohne deren Wissen und über einen Hack oder Crawler von der eigentlich seriösen Plattform Proz gestohlen (wo die entsprechende Diskussion nachzulesen ist). Nach entsprechenden Maßnahmen ist die Börse mit den gestohlenen Daten nicht mehr erreichbar. Wenn jemand so viel Aufwand betreibt, wird sie jedoch vermutlich bald unter neuer Adresse irgendwo auftauchen.

Identitätsdiebstahl, Masche 1: Gestohlene Identität auf Online-Portal

Geschäftsmodell: Der Betreiber des betrügerischen Portals wirbt mit realen Personen, die angeblich für ihn übersetzen, einschließlich deren realen Spezialisierungen, frei erfundenen (im obigen Fall absurd niedrigen) Honoraren und ebenso frei erfundenen Lobeshymnen nicht existenter Kunden für niemals abgewickelte Aufträge.

Der Kunde reicht seinen Text zur Übersetzung durch den von ihm gewählten Übersetzer ein, bekommt (vielleicht) einen Text in der Zielsprache zurück und bezahlt diesen. Allerdings wurde der Zieltext nicht von der Person übersetzt, die der Kunde gewählt hat – die weiß nämlich weder von ihrem Profil in der Datenbank noch von dem Auftrag, hat den Text nie gesehen und erhält natürlich auch kein Geld dafür. Denkbar wäre aber auch, dass der Text nie geliefert wird und der Kontakt stattdessen für andere Zwecke genutzt wird, zum Beispiel zum Abgreifen der Kundendaten (einschließlich Bankverbindung) oder vertraulicher Texte.

Gegenmaßnahmen für Auftraggeber von Übersetzungen: Wenn Sie auf gleichbleibende Qualität Ihrer Texte Wert legen, vergeben Sie Übersetzungen am besten direkt und mit persönlichem Kontakt an den gewünschten Übersetzer (siehe Checkliste am Ende dieses Artikels: Wie finde ich den richtigen Übersetzer?). Weiterlesen